Interview
Hans Bless, Vorsitzender der Geschäftsleitung

«Die Di­gi­ta­li­sie­rung ge­winnt an im­mer hö­he­rem Stel­len­wert»

Das Aus­mass der Corona­pan­de­mie hat viele über­rascht – so auch Hans Bless, Vor­sitz­ender der Ge­schäfts­lei­tung von ebs. Den­noch: Das in den Be­rei­chen Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on tä­tige Un­ter­neh­men ist auch für Kri­sen­si­tu­a­ti­on­en sehr gut auf­ge­stellt.

Hans Bless, wir blicken auf ein bewegtes Jahr zurück. Wie haben Sie dieses als Vorsitzender der Geschäftsleitung erlebt?

Hans Bless: Obwohl unser aller Alltag von der Coronapandemie bestimmt wurde, darf ich auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Alle unsere geplanten Projekte und Aufgaben konnten wir, mit kleinen Einschränkungen, erfolgreich umsetzen.

Was bewegte Sie 2020 persönlich?

Persönlich habe ich mich sehr über die ausserordentlich grosse Bereitschaft und Solidarität aller ebs-Mitarbeitenden gefreut. Sie haben unter erschwerten Bedingungen zu diesem Geschäftserfolg beigetragen. Dafür bin ich ihnen ausserordentlich dankbar. Diese Dankbarkeit schliesst auch Demut mit ein: Wir sind gesund, das ist nicht selbstverständlich. 2020 wurde uns vor Augen geführt, dass wir nicht alles in unseren eigenen Händen haben können. Die Gesellschaft und der Zusammenhalt sind wichtig: Sich auf andere verlassen können, solidarisch sein und zueinander schauen, sowohl generationenübergreifend als auch nachbar- und partnerschaftlich.

Unterbrüche wegen Wetterereignissen, Hochwasser durch Starkniederschläge, bei Bauarbeiten beschädigte Leitungen – ebs kennt sich mit Ausnahmesituationen aus. Wie gut aber war man auf eine Pandemie vorbereitet?

Ich glaube, da ist es uns ähnlich ergangen wie vielen anderen auch. Natürlich haben wir uns im Rahmen des Krisenmanagements auch mit Pandemien auseinandergesetzt. Aber glauben Sie mir, keines der entsprechenden Szenarien kam nur annähernd an das heran, was nun tatsächlich geschehen ist beziehungsweise geschieht. Niemand hätte eine Pandemie in einem solchen Ausmass je in Betracht gezogen.

Komplett ausgeliefert ist man dieser Ausnahmesituation aber nicht.

Nein. Ich glaube, es wäre vermessen zu behaupten, wir seien vorbereitet gewesen. Jetzt aber ist die Pandemie da und wir müssen damit umgehen. ebs ist gut aufgestellt: Mit der vor drei Jahren im Rahmen des Projektes «CH17» angepassten Unternehmensorganisation haben wir klare Strukturen und Zuständigkeiten geschaffen. Aufgaben und Kompetenzen waren dadurch klar definiert. Das ermöglicht es uns, auf solche Situationen schnell und gut zu reagieren.

Welche Massnahmen hat ebs ergriffen?

Die Vorgaben von Bund und Kanton setzen wir selbstverständlich konsequent um und wir beobachten die Lage in und um unsere Unternehmen laufend. Zusätzlich haben wir Massnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass ganze Teams oder Abteilungen in Quarantäne gesetzt werden. Konkret: Aufteilung in gleichbleibende Teams und Verteilung auf verschiedene Standorte, zeitversetzte Arbeit zur Reduktion der Kontakte, strikte Trennung einzelner Arbeitsräume, Büros und Werkstätten sowie die Verfügung von Homeoffice wo immer möglich.

Das bedarf einiges an Organisation.

Natürlich, aber nicht nur. Mir persönlich war und ist es ein grosses Anliegen, unsere Mitarbeitenden laufend über getroffene und geplante Massnahmen zu informieren. Eine offene, ehrliche und direkte Kommunikation erachte ich in solchen Situationen als ebenso zentral.

«Eine of­fe­ne und di­rek­te Kom­mu­ni­ka­ti­on ist zen­tral.»

Haben sich die Pandemie und die damit verbundenen Massnahmen auch zahlenmässig auf das Geschäftsjahr ausgewirkt?

Ja, während des Lockdowns im Frühjahr 2020 ist unser Stromabsatz um zehn Prozent eingebrochen. Betroffen davon war vor allem die Kundengruppe Industrie, Gewerbe und Gastronomie. Bis Ende Jahr aber konnte dieser Rückstand grösstenteils wieder wettgemacht werden.

Und bei den Privatkunden?

In Bezug auf den Stromabsatz waren die verordneten Massnahmen von Bund und Kanton nicht besonders spürbar. Dafür stieg die Nachfrage nach schnellem Internet und unseren Kommunikationsprodukten merklich an.

Hans Bless, Geschäftsführer

Unter dem Strich wurden 2020 gegenüber dem Vorjahr zwei Prozent weniger Strom abgegeben, trotz wachsender Bevölkerung. Eine Folge der Pandemie?

Zum Teil, ja. Zumindest trifft dies für die Monate im Frühjahr zu. Über das ganze Jahr hinweg haben aber auch der wachsende Eigenverbrauch aus privaten Photovoltaikanlagen sowie die etwas wärmeren Temperaturen Anfang Jahr dafür gesorgt, dass weniger Strom bezogen wurde.

Auf der anderen Seite konnten im Vergleich zum Mittel der letzten zehn Jahre mit den Muotakraftwerken mehr Strom produziert werden.

Mit den Muotakraftwerken produzierten wir 2020 226.5 Millionen Kilowattstunden Strom. Das ist eine Zunahme um 6.5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und um rund drei Prozent gegenüber dem langjährigen Mittel – ein erfreuliches Ergebnis.

Im letzten Jahr hat ebs erstmals den Geschäftsbericht in einer Kurzversion als gedrucktes Faltblatt und in einer ausführlichen, digitalen Version veröffentlicht. Gleichzeitig wurde das neue ebs-Magazin «vernetzt.» lanciert und die Website komplett überarbeitet.

Die Digitalisierung gewinnt auch bei ebs an immer höherem Stellenwert. Viele unserer täglichen Handlungen und immer mehr Kommunikation werden über digitale Plattformen abgewickelt. Das eröffnet nicht nur für ebs, sondern auch für unsere Kunden neue Wege. Wir können nicht nur mehr Inhalte und Aktualität bieten, sondern diese auch näher an den Kunden bringen. Der komplett neue Aufbau von Geschäftsbericht, Kundenmagazin und Website erlaubt es uns auch, einzelne Inhalte ganz im Sinne unseres Slogans «Vernetzt Schwyz.» miteinander zu kombinieren. Auf der Website bieten wir beispielsweise weitere Informationen zu Inhalten im Magazin oder wie hier mit dem Geschäftsbericht ein ausführlicheres Interview in digitaler Form. Hinzu kommt, dass wir mit dieser vernetzten Kommunikation trotz mehr Inhalten weniger Papier bedrucken und so weniger natürliche Ressourcen beanspruchen müssen.

Mit der neuen Website können ebs-Kunden die für sie passenden Produkte selbstständig auswählen und online zusammenstellen. Wie wichtig ist das?

Es ist für uns alle mittlerweile selbstverständlich, im Internet Angebote zu suchen, uns über diese zu informieren und selbstbestimmt zu entscheiden, welches am besten passt. Diese Möglichkeit wollen wir unseren Kunden bieten. So können diese insbesondere unsere Kommunikationsprodukte nach ihren Bedürfnissen und Vorstellungen zusammenstellen und bestellen. Bei der Produktewahl werden stets die voraussichtlichen Preise angezeigt – das schafft Transparenz und Vertrauen. Selbstverständlich können unsere Kunden weiterhin jederzeit eine kostenlose, persönliche Beratung beanspruchen.

Hans Bless, Geschäftsführer

Was können wir 2021 von ebs erwarten?

Für das neue Geschäftsjahr ist bereits wieder einiges geplant. Neben diversen Arbeiten zum Unterhalt und zur Erneuerung an den Kraftwerk- und Verteilanlagen stehen verschiedene weitere Projekte in den Startlöchern oder sind bereits gestartet. Insbesondere im Bereich Digitalisierung werden wir einen grossen Schritt vorwärts machen. So wollen wir das Angebot über unsere Kundenschnittstelle laufend erweitern und den Kundenbedürfnissen anpassen.

«In der Di­gi­ta­li­sie­rung wol­len wir ei­nen gros­sen Schritt vor­wärts ma­chen.»

Was ist der aktuelle Stand bei der Einreichung der Konzessionserneuerung der Muotakraftwerke?

Für Speicher- und Laufkraftwerke mit mehr als dreitausend Kilowatt Gesamtleistung muss bei der Erneuerung der Wasserrechtskonzession eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden. Bisher gab es da aber rechtliche Unsicherheiten im Umweltschutzgesetz zum geforderten Ausgangszustand. Im Juli 2020 wurde im Rahmen einer Gesetzesänderung dieser nun eindeutig festgelegt – und zwar als Zustand zum Zeitpunkt der Einreichung des Gesuches, also dem Ist-Zustand. Das hat für uns einerseits zur Folge, dass die bereits erstellte Umweltverträglichkeitsprüfung überarbeitet werden muss. Andrerseits aber bedeutet es auch, dass bestimmte Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen reduziert werden können.

Sie blicken also positiv dem neuen Geschäftsjahr entgegen.

Ja, definitiv. ebs ist trotz schwierigen Rahmenbedingungen sehr gut aufgestellt. Treue Kunden, verantwortungsvolle Mitarbeitende und loyale Partner lassen uns positiv nach vorne blicken. Ihnen allen möchte ich herzlich danken für das Vertrauen in unsere Unternehmung, aber auch für die Unterstützung einer zeitgemässen und erneuerbaren Energieversorgung.