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Interview Richard Föhn, Verwaltungsratspräsident

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«Wir haben die Chance, die Weichen für die kommenden achtzig Jahre zu stellen»

Die Abstimmung zur Muota-Konzession im Mai 2025 markiert einen historischen Wendepunkt für die ebs Energie AG. Verwaltungsratspräsident Richard Föhn erklärt im Interview, warum die ganze Region von der Konzessionserneuerung profitiert, wie sich ebs für die Zukunft positioniert und warum gerade jetzt ein Aufbruch spürbar ist.

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Richard foehn

Richard Föhn

Verwaltungsratspräsident

Das ausführliche Interview

Richard Föhn, normalerweise blicken wir im Geschäftsbericht zurück – dieses Interview wollen wir aber mit einem Ausblick starten: Was machst du am 18. Mai 2025?

An diesem Tag werde ich in der Betriebszentrale im Muotathal anzutreffen sein. Dort findet ein Anlass für alle ebs-Mitarbeitenden statt, bei dem wir gespannt auf die Abstimmungsresultate warten und danach hoffentlich auf den Abstimmungserfolg anstossen können.

Was stimmt dich so zuversichtlich? 

Bei der Konzession handelt es sich um einen typisch schweizerischen Kompromiss, bei dem energetische, ökologische und wirtschaftliche Ziele ideal aufeinander abgestimmt sind. Eine ausgewogene Sache, von der die ganze Region profitieren wird. Klar ist aber auch: Mit einem Ja zur Konzession ist die Arbeit nicht getan. Im Gegenteil: Dann geht es erst richtig los. 

Bei der Konzession handelt es sich um einen typisch schweizerischen Kompromiss.

Manche Projekte werden erst 2050 umgesetzt sein. Dieser Zeithorizont dürfte für viele kaum fassbar sein.

Die fortlaufende Umsetzung unserer Projekte sorgt dafür, dass die Erneuerungen zeitnah sichtbar werden. Mitte Mai startet sozusagen eine zweite Pionierphase. Und ich spüre, dass alle Mitarbeitenden unglaublich motiviert sind, nun endlich mit dem neuen Kapitel beginnen zu können. 

Um die Zukunft geht es nicht nur bei der Konzessionserneuerung, sondern auch bei der Strategischen Landkarte 2030: Wird bei ebs im Zuge dessen alles anders? 

Selbstverständlich nicht – dazu gibt es auch keinen Grund. Trotzdem ist es wichtig und richtig, dass wir uns kontinuierlich hinterfragen und weiterentwickeln. Klar ist: Wir wollen auch in Zukunft Strom produzieren und unser Kerngeschäft vorantreiben. Dafür müssen wir mit der Zeit gehen und uns den aktuellen Herausforderungen des Strommarktes stellen. 

Wir wollen auch in Zukunft Strom produzieren und unser Kerngeschäft vorantreiben.

Kannst du etwas konkreter werden? 

Ein wichtiger Punkt der Strategie betrifft die Tatsache, dass wir unsere Netze künftig flexibilisieren und stärken wollen und müssen. Das hängt mit der angenommenen Abstimmung über das neue Stromgesetz – dem sogenannten Mantelerlass – zusammen. In diesem Bereich werden wir in den kommenden Jahren viele Investitionen auslösen. 

Mit welchen Herausforderungen ist das Thema «Flexible Netze» verbunden?  

Ein Beispiel: Es gibt heute immer mehr lokale Eigenverbrauchsgemeinschaften. Die sogenannten LEGs ermöglichen es, dass Unternehmen und Kommunen lokal erzeugte erneuerbare Energie gemeinschaftlich nutzen und verteilen. Das trägt einerseits zu einer dezentraleren Energieversorgung bei, fordert andererseits aber auch die Energieversorger heraus.

Inwiefern?

Erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft sind wetterabhängig. In Eigenverbrauchsgemeinschaften kann es deshalb zu starken Schwankungen in der lokalen Stromerzeugung kommen, was zu Herausforderungen in der Netzstabilität führt. Traditionelle Energieversorger wie ebs müssen sicherstellen, dass das Netz stabil bleibt, selbst wenn solche Gemeinschaften plötzlich weniger Strom ins Netz einspeisen. Das Beispiel zeigt, wie sehr sich der Energiemarkt im Wandel befindet. 

War das nicht immer schon so? 

Jein. Natürlich gab es auch früher schon Herausforderungen zu meistern, aber heute haben wir es mit besonders vielen verschiedenen Einflussfaktoren und Dynamiken zu tun. Das hat unter anderem zur Folge, dass unsere Mitarbeitenden in gewissen Bereichen künftig ganz neue Kompetenzen mitbringen müssen. 

Welches sind weitere Schlüsselpunkte der neuen Strategie? 

Die Strategische Landkarte 2030 umfasst neun Schwerpunkte – und alle sind für unser Unternehmen von Bedeutung. Über allem steht unsere Vision, dass wir als verlässliche Partnerin Innerschwyz mit Energie- und Kommunikationslösungen versorgen und massgeblich zum Erfolg der Energiewende beitragen wollen. 

Eines der Ziele lautet «Bei unseren Investitionen wägen wir energetische, ökologische und wirtschaftliche Ziele ab». Wie schafft ihr das? 

Es geht immer darum, Kompromisse zu finden – zum Beispiel bei der Frage, wo wir die Umwelt schützen und wo wir sie nutzen wollen. Dieser Balanceakt beschäftigt uns bei jedem Projekt. 

Es geht immer darum, Kompromisse zu finden.

Bisher scheint euch dieser Spagat gut gelungen zu sein.

Trotzdem dürfen wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wir müssen einerseits langfristig planen und andererseits in der Lage sein, kurzfristig auf neue Umstände zu reagieren. Ereignisse wie der Ukrainekrieg zeigen, wie schnell sich die Situation verändern kann. Niemand weiss mit Sicherheit, wie die Situation auf den Energiemärkten in zwanzig oder fünfzig Jahren genau ausschaut. 

Macht diese Unsicherheit für dich auch den Reiz deines Amtes aus?

Wir leben in einer Zeit, die spannender kaum sein könnte. Der Abschluss der Konzessionserneuerung ist das beste Beispiel dafür: Wir haben heute die Chance, die Weichen für die kommenden achtzig Jahre zu stellen – als Arbeitgeber, als Auftraggeber, als Energieversorger. Eine solche Gelegenheit bietet sich nicht alle Tage! 

Wissenswertes

Darum geht es bei der Konzessionserneuerung

Mit Wasserkraft der Muota versorgt ebs die Region seit über siebzig Jahren mit sauberer und einheimischer Energie. Damit die ebs Energie AG die Schwyzerinnen und Schwyzer auch in Zukunft sicher und zuverlässig mit ökologisch nachhaltigem Strom versorgen kann, ist sie auf die Erneuerung der sogenannten Muota-Konzession angewiesen. Die auf den 1. Oktober 1950 erteilte Konzession läuft am 30. September 2030 aus. Ob die Konzession in der Folge um weitere achtzig Jahre verlängert wird, entscheidet die Stimmbevölkerung des Bezirks Schwyz am 18. Mai 2025.