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Interview Hans Bless, Vorsitzender der Geschäftsleitung

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«Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg schliessen sich keinesfalls aus»

Die Verhandlungen rund um die Muota-Konzession standen auch 2024 im Zentrum – doch auch sonst blickt die ebs Energie AG auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Was das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr bewegte und warum mit der Strategischen Landkarte 2030 ein neuer Weg eingeschlagen wird, verrät Hans Bless im Interview.

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Hans bless

Hans Bless

Vorsitzender der Geschäftsleitung

Das ausführliche Interview

Hans Bless, der Abstimmungstermin für die Erneuerung der Muota-Konzession steht endlich fest: Was bedeutet das für dich und ebs?

Für mich persönlich ist es eine grosse Erleichterung und Befriedigung, nach über fünfzehn Jahren intensiver Projektarbeit und diverser Verhandlungen das Projekt nun zum Abschluss bringen zu können.

Welche Botschaften möchtest du den Stimmberechtigten des Bezirks Schwyz vor der Abstimmung mitgeben?

Die ebs Energie AG und somit die Muotakraftwerke leisten einen wichtigen Beitrag für die einheimische erneuerbare und praktisch CO2-freie Energieproduktion. Damit dies auch nach 2030 sichergestellt ist, braucht es die neue Konzession. Ich bin überzeugt, dass es sich beim vorliegenden Vorschlag um einen ausgewogenen Kompromiss handelt, der die Interessen aller Anspruchsgruppen berücksichtigt. 

Ein grosses Thema waren im Vorfeld die ökologischen Massnahmen.

Und diesen haben wir Rechnung getragen. Böse Zungen behaupten, ich sei im Rahmen des Konzessionsprozesses zu einem Umweltaktivisten geworden (lacht). Im Ernst: Es ist tatsächlich so, dass die Konzessionserneuerung grosse ökologische Aufwertungen entlang der Muota ermöglicht. So werden Naherholungsgebiete geschaffen und die Lebensbedingungen für die Muota-Seeforelle massiv verbessert, um nur zwei Beispiele zu nennen. 

Das alles wird viel Geld kosten.

Ein Unternehmen ist langfristig nur erfolgreich, wenn es seiner Verantwortung gerecht wird. Deshalb haben wir den schonenden Umgang mit den Ressourcen komplett in unsere Prozesse integriert. Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg schliessen sich keinesfalls aus – die beiden Themen gehören zusammen. Aber um auf die Frage zurückzukommen: Bei einem Ja zur Konzessionserneuerung werden wir in den kommenden 25 Jahren rund 200 Millionen Franken in die regionale Wasserkraft investieren. Damit sichert ebs nicht nur die Arbeitsplätze von über 100 Mitarbeitenden und Lernenden, sondern das Unternehmen leistet auch einen wertvollen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung. 

Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg schliessen sich keinesfalls aus – die beiden Themen gehören zusammen.

Nebst der Konzession als Dauerbrenner ist 2024 auch sonst viel passiert: Welche Projekte sind dir besonders in Erinnerung geblieben? 

Die Hochspannungsleitung zwischen Sahliboden und Ibach muss altersbedingt saniert werden, um die Versorgungssicherheit für die Region weiterhin gewährleisten zu können. Auf dem rund zwanzig Kilometer langen Trassee werden wir etappenweise Ersatz- und Sanierungsmassnahmen durchführen. Vergangenes Jahr konnten wir die 1. Etappe zwischen Sahli und Bisisthal plangemäss umsetzen – und das trotz widrigen Bedingungen. Mit der Sanierung des Schrägschachts beim Kraftwerk Glattalp konnten wir ein weiteres Grossprojekt starten und plangemäss vorantreiben. 

Unübersehbar ist auch das Projekt, das ihr auf dem Dach der Kunsteisbahn Zingel in Seewen realisiert habt.

Die neue Photovoltaikanlage auf dem Dach der Kunsteisbahn produziert jährlich rund 430 000 kWh umweltfreundlichen Strom, was dem Jahresbedarf von rund 95 Haushalten entspricht. Rund ein Viertel der produzierten Solarenergie wird direkt vor Ort durch die Kunsteisbahn genutzt – oder anders ausgedrückt: In Seewen wird aus Sonne Eis. 

In Seewen wird aus Sonne Eis.

Das klingt alles sehr gut. Blieben böse Überraschungen 2024 somit aus? 

Als Unternehmer sollte man eigentlich nicht überrascht werden, sondern das Umfeld laufend kritisch beobachten und beurteilen. Nur so ist man in der Lage, sich rechtzeitig auf anstehende Veränderungen vorzubereiten. 

Lass uns über die Strategische Landkarte 2030 sprechen, die Ende 2024 vorgestellt wurde: Was bedeutet diese für ebs und ihre Mitarbeitenden?

Mit der Strategischen Landkarte 2030 haben wir einen neuen Weg eingeschlagen. Damit meine ich nicht primär die strategische Ausrichtung des Unternehmens – wir bleiben uns treu! –, sondern die Form der Darstellung. 

Inwiefern? 

Eine Strategie muss für die Mitarbeitenden verständlich und klar sein. Deshalb haben wir sie in Form eines Bildes dargestellt. Dieses Bild der Landkarte wird nun bei allen Mitarbeitenden als Hintergrundbild auf ihren Bildschirmen angezeigt.

Wie wird sichergestellt, dass es nicht nur bei den schönen Worten bleibt, sondern dass die Strategie auch tatsächlich gelebt wird?

Nebst dem eigentlichen Strategiepapier wurden eine Vielzahl von Projekten und Massnahmen definiert, die wir in den kommenden Jahren umsetzen werden. Dazu haben wir Ziele definiert und entsprechende Budgetpositionen kreiert, die fortlaufend vom Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung überprüft werden.  

Zu einem erfolgreichen Unternehmen gehören auch gute Mitarbeitende. Ein abschliessendes Wort an dein Team?  

Unsere Mitarbeitenden sind der Schlüssel zum Erfolg! Ich freue mich darauf, das kommende Geschäftsjahr mit meinen hoch motivierten und engagierten Kolleginnen und Kollegen angehen zu können. Sie sind der Garant dafür, dass wir weiterhin erfolgreich bleiben können. An dieser Stelle möchte ich mich beim ganzen ebs-Team herzlich für die wertvolle Zusammenarbeit bedanken.

Wissenswertes

Strategische Landkarte 2030

Im Hinblick auf das Geschäftsjahr 2025 hat die ebs Energie AG die Strategische Landkarte 2030 erarbeitet. Die Strategie umfasst neun verschiedene Schwerpunkte. So soll etwa die wirtschaftliche Wasserkraft marktgerecht und zukunftsorientiert ausgebaut sowie die Netze für die Energiewende fortlaufend flexibilisiert werden. Nebst dem Kerngeschäft beinhaltet die Strategie auch Punkte, welche die interne Weiterentwicklung von ebs betreffen. Zu den zentralen Werten des Unternehmens gehören eine offene Feedback-Kultur sowie die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden.