Interview
Richard Föhn, Präsident des Verwaltungsrates
«ebs ist für die Herausforderungen sehr gut gerüstet»
Die Energiebranche befindet sich im Umbruch, auf den neuen Präsidenten des Verwaltungsrates der ebs Energie AG warten grosse Herausforderungen. Im Interview erklärt Richard Föhn, wie er diesen entgegenblickt – und wie er dabei von seinen Erfahrungen als langjähriger Schwinger profitieren kann.
Richard Föhn, Sie sitzen im Bankrat der Schwyzer Kantonalbank, amteten als Gemeinderat von Muotathal sowie als Säckelmeister des Bezirks Schwyz und zeichneten sich als OKP für das letzte Schwyzer Kantonale Schwing- und Älplerfest verantwortlich. Wie kamen Sie zu ebs?
Richard Föhn: ebs ist in unserer Region stark verankert und geniesst seit jeher einen sehr guten Ruf. Früher war ich hauptsächlich Strombezüger, ab 2008 hatte ich als Säckelmeister des Bezirks Schwyz erste tiefere Einblicke. Seit meiner Wahl 2018 in den Verwaltungsrat der ebs Energie AG hat sich die Sichtweise natürlich stark geändert. Für mich ist es eine grosse Ehre, dass ich seit letztem Jahr das Amt als Verwaltungsratspräsident für dieses Unternehmen wahrnehmen darf. Gleichzeitig bin ich mir dieser Aufgabe und der damit verbundenen Verantwortung vollumfänglich bewusst.
Hat Sie die Thematik der Energieversorgung schon immer interessiert?
Als Schwinger und Nationalturner hat mich früher eher die persönliche Energieversorgung interessiert … (lacht) Der Strom kam für mich dazumal einfach aus der Steckdose und hatte neben dem praktischen Nutzen immer auch eher etwas Bedrohliches. Wie anlagenintensiv, vernetzt und damit auch abhängig von vielen verschiedenen Faktoren unsere Energieversorgung ist, das wurde mir erst in den letzten Jahren so richtig bewusst. Was mich aber an ebs immer schon fasziniert hat: der Pioniergeist und die Weitsicht der Gründerväter sowie der Stimmbürger des Bezirks Schwyz.
«Ich bin überzeugt, dass ebs für diese Herausforderungen bereit ist.»
Auf Sie warten mit der drohenden Strommangellage, der Energiestrategie des Bundes, dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern und der noch immer ausstehenden Konzessionserneuerung der Muotakraftwerke gleich ein ganzes Bündel an Herausforderungen. Sind Sie bereit?
Die Aufgabe als Verwaltungsratspräsident verspricht Spannung – und das in vielerlei Hinsicht. Ich darf glücklicherweise auf die Unterstützung eines eingespielten Verwaltungsrates, einer erfahrenen Geschäftsleitung und der vielen motivierten und kompetenten Mitarbeitenden zählen. Auch wurde in den vergangenen Jahren unter meinem Vorgänger Ruedi Reichmuth sehr gute Arbeit geleistet. So bin ich überzeugt, dass ebs für diese Herausforderungen bereit ist.
Inwiefern?
ebs tätigt kontinuierlich Investitionen in Anlagen und Netze, das trägt zur Versorgungssicherheit bei und erleichtert künftige technische Entwicklungen. Mit der Konzessionserneuerung der Muotakraftwerke und der projektierten Wasserstoffanlage können wir unsere Stromüberschüsse im Sommer nutzen, um das Defizit im Winter und damit verbundene Abhängigkeiten zu reduzieren. Ausserdem beraten wir unsere Kunden nicht nur bei energieeffizienten Lösungen, sondern unterstützen sie – sowie zahlreiche weitere Energie- und Umweltprojekte – mit unserem Muotastrom-Fonds.

Sie führten mehrere Jahre die Küchenfabrik Muotathal, heute haben Sie eine Kaderstelle bei der BDO AG, einer Schweizer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit über 1450 Mitarbeitenden. Wie können Sie sich als Treuhänder und Betriebsökonom bei ebs einbringen?
Als Verwaltungsrat bin ich operativ nicht tätig, das hat unsere Geschäftsleitung mit den Mitarbeitenden bestens im Griff. Mit meinem beruflichen Hintergrund sind betriebswirtschaftliche Abläufe und finanzielle Zusammenhänge für mich besonders interessant. Ich denke, ich kann da eine gewisse Aussensicht und zwischendurch den einen oder anderen Input einbringen, aber das steht nicht im Zentrum. Für mich ist wichtig, über die grossen Entwicklungen bei ebs Übersicht zu wahren und damit mitzuhelfen, Risiken aber auch Chancen frühzeitig zu erkennen.
«Im richtigen Moment seine Chancen nutzen und Kampfgeist zeigen – das ist auch im Geschäftsleben zentral.»
Und von welchen Eigenschaften als ehemaliger langjähriger Schwinger können Sie für Ihr Engagement bei ebs profitieren?
Im Sport allgemein braucht es neben Technik und Kraft auch Ausdauer, Schnelligkeit und die richtige Taktik. Und man muss möglichst mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben – im Schwingen natürlich nicht nur im übertragenen Sinne. Nach einer Niederlage ist es als Sportler wichtig, sich wieder aufzurappeln, im richtigen Moment seine Chancen zu nutzen und Kampfgeist zu zeigen. Das Gespür für den richtigen Moment und der Einsatzwille sind auch im Geschäftsleben zentral.
Welche Herausforderung bereitet Ihnen am meisten sorgen?
Es bringt nichts, wenn wir uns viele Sorgen machen. Ich bin überzeugt, ebs ist in vielem sehr gut gerüstet für die kommenden Herausforderungen. Wir müssen die sich bietenden Chancen nutzen, dabei die Risiken beachten und uns kontinuierlich anpassen und verbessern. Klar ist, dass uns aktuellen Themen wie Energiestrategie, Ausstieg aus fossilen Energieträgern sowie die verschiedenen Abhängigkeiten und möglichen Mangellagen noch einige Jahre beschäftigen werden.
Das sind alles Themen, die Ausdauer und Kraft besonders fordern werden.
Ja. Ich bin sehr gespannt, wie die Gesellschaft mit den geforderten Verhaltensänderungen umgehen wird. Vielleicht können wir uns alle etwas vom oben zitierten ebs-Pioniergeist herausnehmen und heute die richtigen Weichen für die Zukunft stellen. Dank unserem Eigenwerk können wir in der Region Schwyz sicherlich auch etwas unabhängiger agieren.
Die Konzessionserneuerung der Muotakraftwerke wird noch immer von Einsprachen der Umweltverbände blockiert, in sieben Jahren läuft die aktuelle Konzession aus. Wird es langsam eng?
Wir dürfen uns nicht nur vom zeitlichen Aspekt leiten lassen. Gemeinsam mit den Einsprechern sucht ebs gangbare Lösungen. Fakt ist: Wir produzieren in der Schweiz zu wenig Strom. Die Wasserkraft liefert uns sauberen Strom, das müssten inzwischen auch die Umweltverbände anerkennen. Wir möchten diesen nutzen. Dass wir dafür unsere Umwelt zerstören, wollte und will ebs nie.
«Wir produzieren in der Schweiz zu wenig Strom.»
Können Sie als neuer Verwaltungsratspräsident allenfalls auch frischen Wind in die Verhandlungen mit den Umweltverbänden einbringen?
Wir haben ein kompetentes Verhandlungsteam und es wird lösungsorientiert gearbeitet. Da nützt ein «Föhnsturm» mit frischem Wind wenig, wenn er einfach alles über den Haufen wirft.
ebs vernetzt Schwyz mit Energie und Kommunikationsprodukten. Als Alt-Gemeinderat und Alt-Bezirksrat sind auch Sie in der regionalpolitischen Landschaft bestens vernetzt. Ein Vorteil?
Wir pflegen generell ein gutes Verhältnis zu unseren Aktionären, also dem Bezirk, der Oberallmeindkorporation und den Versorgungsgemeinden. Der gegenseitige, transparente Austausch wird von allen geschätzt. Wenn man sich bereits kennt, vereinfacht das aber natürlich schon die Zusammenarbeit.
Als Muotathaler hat Sie die Muota seit jeher geprägt. Ist das Engagement bei ebs auch eine Herzensangelegenheit?
Auf jeden Fall. Ohne Muota gäbe es das Muotatal in seiner heutigen Form und damit vermutlich auch ebs nicht. Ich freue mich sehr, als Präsident des Verwaltungsrates für ebs tätig zu sein und zusammen mit allen Verantwortlichen und Mitarbeitenden die Zukunft aller ebs-Unternehmen mitzugestalten.

Welchen Stellenwert hat ebs für Sie?
ebs ist für mich ein vorbildliches Unternehmen in sehr vielen Bereichen. ebs ist eigenständig, ehrlich, fair, kompetent und kundenorientiert, aber auch beständig, nachhaltig und innovativ zugleich. Das sind alles Werte, die heutzutage oft genannt und von vielen angestrebt, bei ebs aber schon lange gelebt werden.
Und welchen Stellenwert hat ebs für die Region?
Als Energielieferant sind wir verantwortlich für eine nachhaltige und sichere Versorgung. Gemeinsam mit Haushalten und Unternehmen gestalten wir die Energiezukunft unserer Region. ebs ist aber nicht nur Energielieferant, sondern generiert jährlich regional rund 21 Millionen Franken Wertschöpfung. Gleichzeitig sind wir mit rund 111 Mitarbeitenden ein wichtiger Arbeitgeber und mit vierzehn Lernenden in acht verschiedenen Berufen auch Ausbildungsplatz.
Ihre letzten Vorgänger – Paul Hediger, Alfred Schindler und Ruedi Reichmuth – übten alle während jeweils 16 Jahren das Amt des Verwaltungsratspräsidenten der ebs Energie AG aus. Werden Sie sich da einreihen?
Das sind in der Tat sehr grosse Fussstapfen – nicht nur in Jahren gemessen. Ich werde meinen Vorgängern aber lieber in Art und Qualität ihrer Arbeit nacheifern als in Jahren.
«Auf diesen Kranz im Schwingen bin ich noch immer stolz.»
Ich muss nochmals auf Ihre Schwingerkarriere zurückkommen: Sie haben 1992 in Tacoma im US-Bundesstaat Washington einen Kranz geholt. Wie kam es dazu?
Ich war damals zum Französisch und Englisch lernen in Montreal in Kanada. Gleichzeitig fand in Tacoma, im US-Bundesstaat Washington, ein Schwingfest statt. Das lag somit zwar auf der anderen Seite des amerikanischen Kontinents, trotzdem war ich damals so «nah», dass ich kurzerhand dahinflog. Es hat sich gelohnt: Ich ging mit drei gewonnen, einem unentschiedenen und zwei verlorenen Gängen sowie dem Schönschwingerpreis und dem einzigen Kranz meiner «Karriere» vom Platz. Auf diesen Kranz bin ich noch immer stolz, auch wenn er heute nicht mehr gewertet wird, weil ausländische Feste nicht mehr anerkannt werden. Ich könnte also wieder als «Nichtkranzer» starten. (lacht)
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