Interview
Ruedi Reichmuth, Präsident des Verwaltungsrates

«Den Grund­auftrag als ‹Eige­wärch› best­möglich erfüllen»

Als Verwaltungs­rats­präsident der ebs Energie AG verantwortet Ruedi Reichmuth die strategische Führung. Im Interview erklärt er, worauf das Energie- und Kommuni­kations­unternehmen in den nächsten Jahren setzt.

Ruedi Reichmuth, ebs hat im letzten Jahr mit den Mobile-Abos eine neue Produkte­gruppe lanciert. Telefonieren Sie als Verwaltungs­rats­präsident unterwegs auch schon mit ebs?

Aktuell wohne ich noch in einem Gebiet, in welchem die hervorragenden und günstigen Kommunikations­produkte von ebs leider nicht erhältlich sind. Im Mai ziehe ich um, auf dann habe ich bereits das gesamte Angebot bestehend aus TV, Internet, Festnetz und Mobile bestellt.

Im letzten Jahr hat ebs auch die Netz­infra­struktur modernisiert, neue Strom­tank­stellen gebaut und die Erweiterung des Glas­faser­netzes voran­getrieben. Sind das die Früchte der neuen Strategie der ebs-Unternehmens­gruppe, die 2018 mit dem Projekt «CH17» gestartet wurde?

Nein. Die stetige Entwicklung und Steigerung des Angebots und der Dienst­leistungen wurde bereits vor langer Zeit angepackt. Mit dem Projekt «CH17» wurde die Organisations­struktur geändert.

Mit welchem Ziel?

Die neue Organisations­struktur soll helfen, Heraus­forderungen der Zukunft effizient und unter optimaler Nutzung der starken Fach­kenntnisse und der guten Ausbildung unserer Mitarbeitenden anzugehen. ebs ist ein klassisches Quer­verbunds­unternehmen, also eine aus mehreren regional tätigen Unternehmen und Einheiten bestehende Organisation. Mit der neuen Organisations­struktur wird dem noch besser Rechnung getragen.

Inwiefern profitiert der ebs-Kunde von den Anpassungen der Unternehmens­strategie?

Jede Unternehmens­strategie hat neben gesell­schaftlichen und umwelt­politischen Zielen auch den Zweck, die Leistungen des Unter­nehmens best­möglich zu erbringen. Das bezieht sich sowohl auf die Qualität als auch auf die Preise. Nur wenn der Kunde die Leistungen nachfragt und mit diesen auch zum angebotenen Preis zufrieden ist, kann die Zukunft eines Unternehmens nachhaltig gesichert werden. Ein zufriedener ebs-Kunde ist letztlich ein zentrales Ziel unserer Unternehmens­strategie.

Ruedi Reichmuth, Verwaltungsratspräsident

Welches strategische Ziel hat sich der Verwaltungs­rat für 2020 gesetzt?

Der Verwaltungs­rat und die Geschäfts­leitung haben letztes Jahr, unter anderem an ganz­tätigen Sitzungen, die Strategie für die nächsten fünf Jahre intensiv diskutiert. Ein einzelnes Ziel lässt sich daher daraus nicht mehr auf ein einzelnes Jahr herunter­brechen.

Wie sieht denn diese Strategie für die nächsten fünf Jahre aus?

Zwei wesentliche Grundsätze der Strategie 2025 sind: Wir fokussieren verstärkt auf unsere Kern­aufgaben als Energie­hersteller und -versorger, und wir sind offen für Kooperationen.

«Wir fokussieren auf unsere Kern­auf­gaben.»

Das bedeutet konkret?

Unser Handeln soll wett­bewerbs­fähig und auf die Bedürf­nisse der Kunden ausgerichtet sein. Wie gesagt: Zufriedene Kunden sind eines unserer zentralen Ziele. Das bedingt optimale Kunden­prozesse sowie eingehende Kenntnisse der Anliegen unserer Kunden – und Produkte, die über­zeugen.

Was tut ebs, damit ihre Produkte langfristig überzeugen?

Für unser Kern­geschäft ist es wesentlich, die Wasser­kraft und die erneuer­baren Energien weiter auszubauen, die Energie- und Kommunikations­netze zu verknüpfen, zu verbessern, kosten­optimal zu erneuern und zu unterhalten sowie neue Technologien sinnvoll einzusetzen. In der Summe führt das dann zu jenen Produkten, mit denen wir unsere Kunden lang­fristig überzeugen können.

So, wie sich das anhört, ist die Strategie 2025 kein totaler Richtungs­wechsel.

Nein, die Strategie 2025 ist vielmehr eine Anpassung der bisherigen Strategie, auf der sie aufbaut. Wesentlich bleibt nach wie vor, dass ebs durch die Erneuerung der Wasser­nutzungs­konzession der Muota für weitere 80 Jahre ihren Grund­auftrag als «Eigewärch» bestmöglich erfüllen kann.

Sie sprechen die laufende Neu­konzession­ierung der Muota­kraft­werke an, ein für die ebs-Unternehmens­gruppe wegweisendes, zentrales Projekt. Nach jahre­langer Plan­arbeit wurde das Gesuch im Februar 2019 öffentlich aufgelegt. Wie ist da der aktuelle Stand?

Im Moment sind noch Einsprachen hängig. Es laufen Gespräche und Diskussionen, um ohne zeit­raubende Rechts­verfahren eine best­mögliche Lösung für alle zu finden. Für ebs muss eine solche Lösung die Zukunft des Unternehmens sicher­stellen können, also ohne mit zu hohen Kosten oder dem Wegfall von Energie­produktions­möglichkeiten verbunden sein.

Steht ebs dabei unter Zeitdruck?

Nein. Aus unserer Sicht wäre es natürlich wünschens­wert, wenn bald Klar­heit herrschen würde. Dies aber wie gesagt nicht zu jedem Preis, zumal wir erst in zehn Jahren auf die Konzessions­erneuerung angewiesen sein werden. Dennoch haben wir diesen Prozess schon vor Jahren gestartet, um genug Zeit zu haben und zu vermeiden, plötzlich unter Zeit­druck zu stehen. Das zahlt sich nun aus: Auf politischer Ebene erfahren wir derzeit bereits, dass eine Bei­behaltung oder sogar eine nach­haltige, stärkere Nutzung der Wasser­kraft gut­geheissen werden.

Und wie soll die Bevölkerung von der Wichtig­keit dieses Anliegens überzeugt werden?

Die Nutzung der Wasser­kraft ist die älteste erneuer­bare Energie. Ich bin überzeugt, die Bevölkerung – letztlich ja Eigen­tümerin der ebs – ist sich der Bedeutung der regionalen und umwelt­schonenden Energie­produktion sehr bewusst und wird eine weitere Nutzung der Muota als Energie­quelle befürworten.